Besuchszentrum für den Gedenkort Friedhof der Märzgefallenen in Berlin – Nichtoffener Realisierungswettbewerb 2023 (Teilnahme durch Losung „junge Architekten“)

Wettbewerb
Gegenstand des Wettbewerbsverfahrens ist die Planung eines Besuchszentrums für den Gedenkort Friedhof der Märzgefallenen. Der Friedhof der Märzgefallenen befindet sich im Volkspark Friedrichshain im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und ist ein Denkmal zur Erinnerung an die gefallenen Barrikadenkämpfer*innen der Märzrevolution 1848 sowie für die ersten Toten der Revolution 1918.

Konzept
Haltung statt Geste. Offenheit statt Verschlossenheit. Beweglichkeit statt Festlegung. Der vorliegende Entwurf thematisiert das dialektische Verhältnis von auratischem Gedenkort und der diskursiven Auseinandersetzung mit diesem.
Das neue Besuchszentrum für den Gedenkort Friedhof der Märzgefallenen positioniert sich als inhaltlicher wie auch architektonischer Partner zum Friedhof. Die Konzeption des Neubaus gibt dabei keine Lesart bzw. Meinung vor, sondern befähigt die NutzerInnen zur Positionierung und Stellungnahme zu den bekannten und versteckten Themenschichten und Bedeutungsebenen. Da verschiedenen Positionen nur durch Offenheit begegnet werden kann, nutzt der Neubau eine greifbare, rahmende Struktur, die Flexibilität und Beweglichkeit erlaubt.
Die Architektur spielt mit dem Prinzip von vorgefundenen Objekten (Gedenkstein, roter Matrose, Gedenktafeln, Grabkreuze, Archäologisches Fenster) und übernimmt es mittels dreier zentraler Körper (Treppe, Aufzug, Schacht) und raumprägenden Holzstützen. Zwischen den Objekten des Friedhofes und des Besuchszentrums bedarf es der oben angesprochenen Positionierung, sowohl tatsächlich im euklidischen Raum, als auch inhaltlich im relationalen Raum. Innerhalb dieser Struktur sind unterschiedlichste Nutzungsszenarien denkbar, von weitläufigen physischen und digitalen Foren bis hin zu laborähnlicher Forschung. Das Gebäude wird jeder Interpretation folgen können und dennoch seinen Charakter beibehalten: die selbstverständliche städtebauliche Setzung, die strukturelle Konfiguration, und die subtile Ausrichtung zum Gedenkort.

Städtebau
Der drei-geschossige kompakte Baukörper bildet ein sorgfältig proportioniertes Gegenüber zum geschichteten
Rechteck des Gedenkortes. Das höherliegende Geländeniveau des Friedhofes wird beibehalten und zieht sich als Erdgeschossniveau in das Gebäude. Der zurückspringende Sockel des Untergeschosses lässt das Gebäude schweben und bindet es an den Gedenkort. Die Ausgestaltung der drei Geschosse nimmt spielerisch die Höhenschichten der Großgehölze auf: Das durchlässige öffentliche Erdgeschoss (Foyer, Ausstellung) schließt an das behutsam gelichtete
Unterholz an. Das eher geschlossen auftretende Volumen des 1. Obergeschossen (Büro, Verwaltung) liegt in den dichten Baumkronen. Das zurückgesetzte 2. Obergeschoss (Bibliothek, Seminarräume) mit der großzügigen halb-öffentlichen Dachterrasse nimmt Kontakt mit den Baumwipfeln auf und erlaubt Blicke in die Ferne und zurück auf den Gedenkort.


Struktur
Die Besuchenden werden über den neu errichteten Steg in Richtung des Neubaus gelenkt. Eine horizontale Plattform spannt sich zwischen die Maueröffnung und ermöglicht den Blick entlang der Mauer und zurück ins Grüne. Die innere vertikale Haupterschließung bilden die innenliegende Treppe, die sich dem Gedenkort hinwendet, und der Aufzug. Diese und der Schacht sind jeweils in ihren prägnanten Körpern verortet. Im Süden des Gebäudes erweitert sich die Plattform zu einem überdachten Außenbereich. Hier liegen die Fahrradstellplätze und die direkt nach außen zugänglichen Räume (Gartengeräte, Müllraum, Zwischenlager). Eine außenliegende Treppe lässt sich gut als optionaler Mitarbeiterzugang (1. OG) nutzen und bindet die halb-öffentliche Terrasse im 2.OG an.


